Warum es mich gleich zweimal auf den kleinen Inselstaat im Süden Indiens gezogen hat und an wen ich mein Herz verloren habe.
Nach meinen arbeitsreichen und stressigen letzten Monaten und fast zwei Jahren Urlaubsabstinenz hatte ich ab Januar endlich wieder etwas mehr Luft! Und was ist für mich das Kostbarste überhaupt? Genau - das Reisen! Deshalb sollte es ganz schnell ganz weit weg gehen.
In der engeren Auswahl standen coronabedingt nur drei Länder: Südafrika, Costa Rica und Sri Lanka. Da es mir in Südostasien immer sehr gut gefallen hat und ich die Mentalität der Menschen und das leichte, abwechslungsreiche Essen liebe, fiel die Wahl schnell auf Sri Lanka. Eine Stunde später war der Flug gebucht und drei Tage später saß ich auch schon im Flieger Richtung Colombo.
Wenig Zeit, um sich über das Land, mögliche Reiserouten und bekannte Sehenswürdigkeiten im Detail zu informieren. Aber um ehrlich zu sein, verschaffe ich mir auch bei lang geplanten Trips nur einen groben Überblick, weil ich es beim Reisen am meisten genieße mich treiben zu lassen.
Einen weiteren Punkt, den ich am Backpacking sehr schätze ist der Minimalismus. Nicht nur bezogen auf die einfache Lebensweise und die schlichten Unterkünfte vor Ort. Vielmehr bezogen auf die wenigen Dinge, die man zum täglichen Leben im Ausland braucht. Deshalb war ich wieder nur mit Handgepäck unterwegs und ihr glaubt gar nicht wie erleichternd sich das anfühlt. Sechseinhalb Kilogramm für sieben Wochen! Aber was braucht man auch schon groß bei Dreißig Grad im Schatten und dem Meer vor der Nase?
Angekommen bin ich auf jedem Fall an einem Freitag morgen um 06.00 Uhr Ortszeit. Normalerweise versuche ich ausschließlich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen, aber ich habe so liebe andere Traveller im Flugzeug kennengelernt, dass wir uns ein Taxi nach Colombo geteilt haben. Dort angekommen haben wir uns erstmal einen groben Eindruck verschafft und die Stadt zu Fuß erkunden, aber davon würde ich euch ehrlicherweise abraten. Colombo lohnt gar nicht! Setzt euch lieber direkt in den nächsten Zug oder Bus Richtung Inland oder Küste, aber spart euch die Stunden in der Hauptstadt.
Für mich ging es am Nachmittag auch zum Bahnhof, weil ich an der Küste entlang Richtung Süden reisen wollte. An dieser Stelle ein kleiner Abstecher zu den besten Reisezeiten. Wenn ihr dem deutschen Winter entfliehen wollt und von November bis April nach Sri Lanka möchtet, bietet sich die Süd-/Westküste der Insel an. Die restliche Zeit des Jahres ist dort nämlich Regenzeit und kaum Tourismus. Ich habe meine Reise Ende Februar gestartet und habe gemerkt, dass bis Ende April der Tourismus sehr stark abgenommen hat und auch das Angebot an Sehenswürdigkeiten stark zurückgegangen ist.
Zu der Ostküste des Landes kann ich leider nicht viel sagen, weil ich dort nicht war. Aber die Reisezeit des Hauptspots im Osten der Insel – Arugam Bay – beginnt im Mai. Die Strände vor Ort sollen traumhaft sein und auch zum Surfen einladen. Allgemein ist die Ostküste aber nicht ganz so touristisch erschlossen, was natürlich mehr Idylle mit sich bringt, aber teilweise auch das Reisen erschwert und ein geringes Angebot an Unterkünften und Aktivitäten zur Folge hat.
Zurück zur Süd-/Westküste! Mein erster Stopp war Hikkaduwa circa drei Zugstunden von Colombo entfernt. Die Zugfahrt war übrigens richtig schön! Die ganze Zeit an der Küste entlang und mit einem typischen alten Zug mit offenen Türen und kaum Luft zum Atmen, weil es so voll war Ich würde trotzdem immer empfehlen auf einen Zug oder Bus zurückzugreifen, um etwas mehr Flair der Insel einfangen zu können. Taxi können wir schließlich auch bei uns fahren!
Zu Hikkaduwa bin ich etwas Zwiegestalten. Die Strände waren schön, aber ich fand den Ort etwas zu überlaufen und zu touristisch. Deshalb ging es nach zwei Nächten auch direkt weiter nach Unawatuna. Hier habe ich ein ähnliches Fazit! Viele Menschen, schöne Strände, nur der Ort an sich ist etwas kleiner. Das Schöne an Unawatuna ist allerdings die Nähe zur Hafenstadt Galle. Falls ihr in Unawatuna oder auf der Ecke seid, macht auf jeden Fall einen Abstecher nach Galle! Der Ort ist für die aus dem 16. Jahrhundert erbaute Festungsanlage der portugiesischen Kolonialherren und die schöne Altstadt bekannt. Gerade zum Sonnenuntergang lohnt sich ein Ausflug dorthin. Wir sind abends mit dem Tuk Tuk in den Ort gefahren und wir fanden es so schön, dass wir den Abend darauf direkt das gleiche gemacht haben.
Nach zwei Nächten Unawatuna ging es weiter nach Mirissa. Hier hat es mir neben Hiriketiya am besten gefallen, weil man sowohl weite Strände, super Surfer Spots, lässige Leute, ein gutes Partyleben und viele Sehenswürdigkeiten hat. Von Mirissa aus kommt man super schnell an die südlich gelegenen Surfer Strände von Weligama, Midigama und Ahangama, aber kann trotzdem den schönen breiten Hauptstrand mit vielen Strandlokalen auskosten.
In Mirissa habe ich außerdem mein Herz verloren. Ich habe vor Ort in einem einfachen Guesthouse geschlafen und die Familie ist mir von Tag eins ans Herz gewachsen. Ich habe noch nie so eine herzliche, hilfsbereite und liebenswürdige Gastfamilie erlebt, weshalb ich meinen Aufenthalt vor Ort nicht nur verlängert habe, sondern in Summe sogar drei Mal bei der Familie eingezogen bin. Ich wurde zu Familienfeiern eingeladen, wir haben zusammen gekocht, Silvester gefeiert, ganz viel gespielt und selbst zur Feier des Chefs wurde ich mitgenommen.
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Mit der kleinen Tochter habe ich oft Karten gespielt. Ich hatte meine Bicycle Cards dabei und so haben wir immer abwechselnd deutsche und singhalesische Kartenspiele gespielt. Meistens sind wir dafür an den Mirissa Beach gegangen und nach und nach haben sich immer mehr Locals angeschlossen. Das waren einige der wertvollsten Momente für mich, weil man so schnell Zugang zu neuen Menschen hatte und das mit so einfachen Dingen wie Karten. Spielen verbindet einfach und es war richtig schön zu sehen wie viel Spaß alle währenddessen hatten. Es sind auch immer neue Spiele dazugekommen. Mittlerweile bin ich in vier singhalesischen Kartenspielen Profi. Allgemein war der Umgang mit den Menschen vor Ort immer super angenehm und entspannt. Alle waren Touristen gegenüber aufgeschlossen und haben sich gefreut in Kontakt zu treten.
Nach Mirissa ging es in meinen zweiten Lieblingsort Hiriketiya des Inselstaates! Ich kann gar nicht genau sagen was diesen Ort so besonders macht. Ich glaube es ist einfach der Vibe des Surferstädtchens. Die Lokale sind hip, die Leute sind lässig, die Unterkünfte und Coworking Spaces stylisch. Hiriketiya bietet ein gutes rundum Paket mit guten Wellen für Surfer und vielen kleinen Orten und Stränden drum herum, die erkundet werden möchten!
Wenn man es etwas ruhiger haben möchte, empfehle ich Tangalle ganz im Süden von Sri Lanka. Die Strände sind kilometerlang, feinsandig, von Palmen umgeben und um es in einem Wort zusammenzufassen: traumhaft! Tangalle hat durch den Hippie Flair der Restaurants und Unterkünfte etwas Bali Feeling in untouristisch. Uns hat es dort so gut gefallen, dass wir direkt drei Mal verlängert haben, um einfach richtig runterzukommen! Wer allerdings lieber unter Leute ist, surfen möchte und gern schwimmt, sollte für Tangalle nicht zu viel Zeit einplanen. Baden wird vor Ort nämlich nur erfahrenen Schwimmern empfohlen, weil die Wellen sehr hoch sind und starke Strömungen vorherrschen.
Von Tangalle aus haben wir uns für die nächsten Stopps im Inland dann einen Privatdriver genommen und haben im ersten Schritt den Nationalpark Udawalawa angefahren. Wenn man schon auf Sri Lanka ist, würde ich auch auf jeden Fall eine Safari empfehlen. Wir haben uns gegen den Yala Nationalpark entschieden, weil dieser sehr überlaufen sein soll und sind mit unserem in Udawalawa sehr zufrieden gewesen. Es gab jede Menge Elefanten, Affen, Seebüffel, Fasanen, Krokodile, verschiedenste Vögel, Schlangen und sogar Leopardenspuren gesehen.
Nach dem Tagesausflug in den Nationalpark ging es dann am Nachmittag auch schon weiter in den schönen Ort Ella im Zentrum der Insel. Bekannt ist Ella für die vielen Sehenswürdigkeiten in direkter Umgebung. Dazu zählen der Ella Rock, der Adams und Little Adams Peak, die Nine Arch Bridge, die Teeplantagen mit dem Liptons Seat, der Diyaluma Wasserfall, die berühmte Zugfahrt von Kandy nach Ella sowie die vielen Kochkurse vor Ort!
An dieser Stelle ein kurzer Abstecher zu typisch singhalesischem Essen. Was ihr auf jeden Fall vor Ort probieren solltet ist Roti (Weizenmehlpfladen), Kottu Roti (gehacktes Roti mit Gemüse), Coconut Sambal (gewürzte Kokosraspeln), Samosas (gefüllte Teigtaschen) und natürlich das absolute Musthave Rice and Curry. Ich esse auf meinen Reisen fast ausschließlich Local Food. Am liebsten auf Märkten, an Straßenständen oder in authentischen Restaurants, in denen viele Locals sitzen.
Zurück zur Reiseroute! Diese hängt natürlich zwangsläufig von der Reisezeit ab, die ihr zu Verfügung habt, aber grundsätzlich würde ich schon empfehlen mindestens 14 Tage einzuplanen. Besser sogar 3-4 Wochen, um einen guten Eindruck der Insel zu bekommen und keinen Reisestress zu haben. Falls die Zeit knapper bemessen ist, würde ich im Inland starten und mich auf die interessantesten Sehenswürdigkeiten beschränken. Der Start im Inland hat zum einen den Vorteil, dass es von den Temperaturen nicht zu heiß ist und vor allem hat man den anstrengenden Part mit den Wanderungen und Besichtigungen im ersten Part der Reise und kann am Ende noch schön am Strand entspannen!
Meine Empfehlung wäre also Colombo, dann weiter ins Inland mit Stopp in Ella und ja nach Interesse auch anderen Städten im Hochland. Dann über den Nationalpark in den Süden nach Tangalle, weiter
nach Hiriketiya, dann nach Mirissa und am Ende noch ja nach Zeit Unawatuna und/oder Hikkaduwa. Wir hatten die Route andersherum geplant und sind an der Küste gestartet und haben im Inland
ziemlich schnell gemerkt, dass wir den Urlaub am Strand Enden lassen wollen. Deshalb haben wir uns von Ella kurzerhand einen Driver genommen und sind nochmal zurück ans Meer nach Mirissa. Deshalb
würde ich zukünftig die Route andersherum empfehlen
Bei den Transportmöglichkeiten habt ihr auf Sri Lanka die Wahl zwischen Taxi/Privatdrives, TukTuks,Zügen und Bussen. Einige Reisende mieten sich auch über die gesamte Reisedauer ein Tuk Tuk und
fahren selbst, aber der Verkehr auf Sri Lanka ist nicht zu unterschätzen. Auf meinen Reisen leiheichmir regelmäßig Roller aus, um die Länder besser erkunden zu können, aber ich habe noch nie so
eine verrückte Verkehrslage wie auf Sri Lanka gehabt. Deshalb bitte nur mit Erfahrung auf eineneigenenRoller zurückgreifen. Als ich vor Ort war, habe ich von mehreren – teilweise sogar tödlichen
– Unfällen gehört und dann doch lieber auf Nummer sicher gehen und einen Euromehrausgeben.
Wir haben für die einzelnen Teilstrecken der Reiseroute oft auf Tuk Tuks zurückgegriffen, weil diese am unkompliziertesten und im Vergleich zu einem Taxi um einiges günstiger sind. Bei Bussen und Zügen ist man doch immer etwas länger unterwegs durch die Warte- und Umstiegszeiten und teilweise auch Pannen und ausgefallenen Verkehrsmitteln. Für die längere zu Beginn von Colombo nach Hikkaduwa habe ich allerdings einen Zug genommen, weil ich nicht umsteigen musste und mich die typische Zugfahrt mit den alten Waggons auch interessiert hat. Einmal muss man auf Sri Lanka auch mindestens mit dem Bus oder Zug gefahren sein.
Viele Backpacker sind durchweg Bus und Zug auf Sri Lanka gefahren, weil es einfach nichts kostet. Bei meinem zweiten Aufenthalt vor Ort bin ich einmal 8 Stunden Bus von Colombo nach Ella gefahren und habe umgerechnet nicht einmal 2€ bezahlt. Mit einem Privatdriver wäre die Strecke mindestens 70€ gewesen und mit einem Tuk Tuk tut man sich die Strecke lieber nicht an! Allgemein ist das Leben auf Sri Lanka recht günstig. Es hängt natürlich immer von den jeweiligen Ansprüchen ab, aber eine durchschnittliche Unterkunft mit einem Doppelbett gibt es auf Sri Lanka schon ab 10€. Für Lebensmittel kann man zwischen 2€ und 5€ für ein Hauptgericht in einem lokalen Restaurant rechnen Es geht natürlich auch immer teurer in westlichen Restaurants und Hotels, aber es geht sogar noch günstiger, wenn man auf Street Food zurückgreift.
Mit einem täglichen Reisebudget von 20€ bis 25€ pro Person sollte man also auskommen, wenn sich eine Standardunterkunft teilt, in lokalen Restaurants isst, surfen geht (1€-2€/Stunde) und sogar noch einen Roller (5€/Tag) zu zweit teilt. Das teuerste ist also der Flug. Da ich meine Flüge recht kurzfristig gebucht habe, hatte ich mit 585€ und 680€ sogar noch Glück. Andere Traveller haben kurzfristig sogar 900€ bezahlt. Welche Kosten auch nicht zu unterschätzen sind, sind die Eintrittspreise für einige Sehenswürdigkeiten. Für die Safari haben wie beispielsweise umgerechnet 35€ bezahlt und der Eintritt für den Adams Peak liegt auch ungefähr in dem Bereich.
Ansonsten sind die Unterhaltungsmöglichkeiten auf der Insel meist günstiger oder sogar kostenlos. Wir waren viel surfen und haben uns dafür immer Bretter am Strand für 1€ bis 2€ pro Stunde ausgeliehen. Darüber hinaus waren wir viel mit dem Roller unterwegs und haben die traumhaften Strände und schönen Ecken auf eigene Faust erkundet. Das hügelige Innenland bietet sich für Wanderungen zum Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an. Und die meisten Aufstiege kosten keinen Eintritt. Die Fahrt von Kandy nach Ella wird immer als Highlight hervorgehoben und ist auch nicht teuer. Ich habe diese allerdings nicht gemacht, weil bei meiner ersten Reise die Zeit zu knapp wurde und ich bei meinem zweiten Aufenthalt auch die meiste Zeit am Meer verbracht habe. Ansonsten würde ich auch immer eine Safari empfehlen, wenn man schon auf Sri Lanka ist. Wann ist man sonst Elefanten und anderen exotischen Tieren so nah?
Als letzten Unterhaltungstipp kann ich nur noch einmal an meine Karten anknüpfen! Wir haben nämlich viele schöne und spontane Stunden mit meinen Bicycle Cards verbracht und am Ende der Reise habe ich meine Katen auch der kleinen Tochter als Erinnerung überlassen. Wenn ich das nächste Mal nach Sri Lanka reise – voraussichtlich im Dezember/ Januar– bringe ich ihr auch ein neues Spiel mit einem passenden Kartendeck mit. Das ist nämlich das Tolle an den Bicycle Cards. Es gibt super viele verschiedenen Decks, sodass für jeden ein passendes dabei ist!
Aber warum ging es jetzt eigentlich ein zweites Mal nach Sri Lanka und warum plane ich schon den nächsten Sri Lanka Trip? Ich hatte es vorhin schon kurz angerissen – die Menschen auf Sri Lanka sind einfach unheimlich liebenswürdig, hilfsbereit und herzlich. Ich habe mich direkt wohlgefühlt und hatte dieses Gefühl auf meinen Reisen zwar öfter, aber nie in diesem Maße. Die Menschen, die ich vor Ort kennenlernen durfte haben so ein großes Herz und das ist eines der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Eigenschaft an einem Menschen für mich. Die Menschen würden sich selbst immer zurückstellen, um anderen zu helfen und für sie da zu sein. Ich habe die Erfahrung gleich mehrfach vor Ort gemacht und das berührt mich heute noch.
Darüber hinaus bietet die Insel viele traumhafte Ecken, die noch nicht zu touristisch und überlaufen sind. Ich glaube die Insel hat sehr viel Potential gerade für Surfer oder die, die es werden wollen. Einerseits geht durch den steigenden Tourismus natürlich auch viel Idylle verloren, aber gerade in Zeiten der aktuellen Wirtschaftskrise vor Ort, würde ich den Menschen sehr wünschen, dass wieder mehr Touristen nach Sri Lanka kommen. Von den Geschehnissen haben wir vor Ort nur wenig mitbekommen. Die zunehmende Knappheit an Benzin, der Zugang zu Strom und der stark abfallende Währungskurs auf jeden Fall, aber keine Aufstände, Gewalt oder dergleichen.
Falls ihr noch tiefergehende Fragen zur aktuellen Situation, dem Land, der Mentalität oder Kultur habt, schreibt mir immer gern über das Kontaktformular, bei Instagram (@sophie_je_suis) oder in die Kommentare. Ich freue mich von euch zu hören und wünsche euch einen schönen Tag!
Liebste Grüße,
Sophia