Mein zweiter Stopp in Kambodscha war in Battambang- der zweitgrößten Stadt des Landes. Ich hatte nur Gutes über die untouristische Stadt gehört und wollte mir vor Ort unbedingt die berühmten Killing Caves anschauen, um etwas in die traurige Geschichte von Pol Pot einzutauchen. Warum wir nach der Ankunft direkt umzingelt wurden und warum mir die Kinder hier so ans Herz gehen, könnt ihr in diesem Blogbeitrag lesen.
Nachdem wir für schlappe 80km Luftlinie fünf Stunden von Siem Reap nach Battambang gebraucht haben, wurden wir vor Ort direkt sehnsüchtig von gefühlten 50 Tuk Tuk fahren erwartet. Sie haben den Bus umzingelt und sind beim langsamen Einfahren in den Busbahnhof mit ihren ganzen Hotelschildern bewaffnet sogar mitgelaufen. Ziel der Fahrer ist es allerdings nicht nur eine Fahrt zur Unterkunft abzuschließen, sondern auch eine Tagestour zu allen Touristen Highlights im Laufe des Aufenthaltes.
Gewohnt habe ich in Battambang in einem Familienzimmer im Lucky Hostel. Für einen Preis von 3,50€ die Nacht hatten wir dort alles was das Herz eines Backpackers begehrt! Ein riesen Zimmer, einen Balkon, ein eigenes Bad, einen Pool, Handtücher, super Wifi und sogar einen Fernseher :) So eine schöne Unterkunft hatte ich bisher noch nicht, also wirklich zu empfehlen!
In dem Hostel haben überwiegend junge Backpacker aus Europa gelebt. Ansonsten hat man auf den Straßen eher wenig Europäer gesehen. In der Nähe der Unterkunft gab es direkt den Markt für Locals und nur 10 Minuten entfernt, befand sich der riesen Markt im Zentrum der Stadt. Dieser war genau an der Promenade des Sangker River an der sich das Leben der Einheimischen abspielte und jede Menge Streetfood zum Probieren einlud. Wir sind an beiden Abenden vor Ort gewesen und haben es genossen mit den Locals zu essen, zu sprechen und einfach alles hautnah mitzuerleben.
Kulinarisch habe ich im Vergleich zu Thailand auch ein paar Neuheiten entdeckt. Typisch für Kambodscha ist zum Beispiel Amok. Traditionell wird dieser mit Fisch serviert, aber da ich hier mit Fisch eher vorsichtig bin, habe ich mich für die Chicken Variante entschieden und war wirklich begeistert. Da ich ein großer Fan von asiatischen Kokos Suppen bin und das Gericht auch mit Kokosmilch und viel Gemüse gereicht wurde, kam ich voll auf meine Kosten :) Ansonsten habe ich in Battambang noch ein typisches Dessert probiert. Dieses hat mich an unseren heimischen Milchreis erinnert, war aber viel süßer und hatte noch ein Paar undefinierbare Stücke aus Gelee darin. Geschmeckt hat es mir - man konnte nur nicht allzu viel essen!
Ein wirkliches Nachtleben und auch Supermärkte haben wir trotz der Größe der Stadt vergeblich gesucht. Die Locals kaufen alles frisch auf dem Markt oder an den unzähligen Spätis an jeder Ecke. In der Nähe des Lucky Hostels gab es aber eine tolle Bäckerei, die auch typisch europäische Produkte anbietet und geschmacklich wie auch preislich sehr zu empfehlen ist! Battambang ist allgemein sehr günstig und soll laut meinem Reiseführer auch das beste Preis- Leistungsverhältnis ganz Kambodschas bieten. Deshalb fühle ich mich hier wahrscheinlich auch so wohl :)
Um auch die Tuk Tuk Industrie ein wenig anzukurbeln, haben wir an einem Tag die vorgeschlagene Tour unseres Fahrers gebucht. Am Vormittag haben wir zunächst eine Lotus Farm, einen Krokodil Park, zwei Tempel, eine Reispapier und eine Bamboo Sticky Rice Manufaktur besichtigt. Klingt im ersten Moment super viel, aber meistens haben wir es uns kurz angeschaut und sind dann auch weiter. Besonders schockiert hat mich allerdings der Krokodil Park. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir vorher keine Gedanken gemacht habe, was mich dort erwarten wird, aber ich hätte es mir eigentlich denken können. Viel zu viele Krokodile in viel zu kleinen Käfigen! Viele verletzte Tiere, weil sie sich gegenseitig attackieren und ein fürchterlicher Gestank.
Der Besuch der Krokodile hat mich sehr zum Nachdenken angeregt und letztendlich geht es jedem anderen Tier, was für uns als Nahrungsmittel gezüchtet wird, auch nicht anders. Die Massen an Fleisch die tagtäglich nachgefragt werden, müssen natürlich auch irgendwo herkommen. Die Krokodile werden jedenfalls überwiegend für den Verzehr und für die Lederindustrie gezüchtet. Für mich gab es noch nie ein Kroko Produkt und zukünftig wird es das definitiv auch nicht geben! Die Tiere haben nämlich echt gelitten glaub ich.
Highlight der Vormittagstour war die Reispapier Manufaktur für mich. Wir konnten sehen aus welchen Bestandteilen die Masse hergestellt wird, wie diese verarbeitet und letztendlich gepresst wird. Auch das Ausrollen und Trocknen konnten wir begleiten und im Anschluss natürlich auch gefüllt mir viel Gemüse testen :) Am Nachmittag ging die Tour dann weiter zu den Killing Caves von Phnom Sampeau südlich von Battambang. Dort konnten wir eine Höhle besichtigen, in der die Roten Khmer die Opfer noch in den 80er Jahren folterten und zu Tode prügelten. Ein goldener Buddha und ein Denkmal gefüllt mit Knochen und Schädeln erinnert an die schlimme Zeit des Pol Pots.
Jeden Abend bei Sonnenuntergang kann man außerdem direkt bei den Killing Caves Millionen von Fledermäusen beim herausfliegen zusehen. Es ist wirklich unglaublich wie viele dort leben. Wir haben uns in ein Lokal neben dem Felsen gesetzt und alles ganz entspannt nach dem anstrengenden Aufstieg davor beobachtet. Wenn ihr in Battambang seid, kann ich euch die Besichtigung der Killing Caves wirklich empfehlen. Ihr könnt dort auch super mit dem Roller hin und alles allein erkunden. Nur bei den Affen vor Ort müsst ihr etwas vorsichtig sein, weil diese dort auch ab und an aggressiv sind und den Menschen vieles klauen wollen :)
Auf dem Heimweg in die Stadt haben wir an der Straße viele arme Menschen gesehen! Die Armut der Menschen ist mir bereits in Siem Reap schon sehr an Herz gegangen. Besonders die armen Kinder auf der Straße, die von den Familien teilweise mitten in der Nacht losgeschickt werden, um nach Geld oder Lebensmitteln zu fragen. In Siem Reap habe ich noch den Fehler gemacht dies zu unterstützen, weil ich den Kindern ohne vorher nachzudenken Geld gegeben habe. Im Nachhinein betrachtet natürlich genau der falsche Weg! Einen Abend später haben wir die gleichen Kinder wieder mitten in der Nacht vor dem Supermarkt gesehen.
In Battambang gab es nicht ganz so viele bettelnde Menschen, weil es hier einfach nicht so viele Touristen gibt, aber wenn jetzt ein Kind kommt, habe ich immer ein paar Süßigkeiten dabei, weil sie diese auch nur selten bekommen und sich immer unglaublich darüber freuen. Eine Situation ging mir in Battambang aber auch sehr ans Herz. Nachdem wir uns ganz selbstverständlich ein Eis gekauft hatten, kamen zwei Jungs zu uns und haben so sehnsüchtig nach unserem geschaut. Natürlich haben wir ihnen eins gekauft, aber es ist trotzdem für mich immer noch so schwer zu ertragen wie auch die Kinder hier unter der Armut leiden und wie schwer es für sie auch zukünftig sein wird ohne Bildung aus dieser auszubrechen.
Man wird hier auf jeden Fall tagtäglich in Vielerlei Hinsicht zum Nachdenken angeregt! Ich merke jetzt schon, dass mein Trip vieles in mir bewegt und ich hoffe, dass ich auch menschlich vieles mitnehme!
Liebste Grüße,
Sophia
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